Donnerstag, 19. Januar 2017

Game Review: Watch Dogs 2

Genre: Action-Adventure
Gespielte Plattform: Playstation 4
Publisher: Ubisoft
Developer: Ubisoft
USK: Freigegeben ab 18 Jahren
Release: 29. November 2016
Spielzeit: 16 - 22 Stunden

In Watch Dogs 2 übernehmen wir die Rolle von Marcus Holloway. Anders als im ersten Teil befinden wir uns nicht in Chicago, sondern in San Francisco. Der als Retr0 bekannte Marcus tritt dem Hacker-Collectiv Deadsec bei und startet mit seinen neuen Freunden Sitara, die für den Stil von Dedsec zuständig ist, Wrench, Josh und Horatio so einige Aktionen. Blume, eine bekannte Firma, die persönliche Daten etwas anders als gewünscht verwendet (mit dem CtoS aus dem ersten Teil) ist ebenfalls wieder mit von der Partie. So entsteht ein Krieg zwischen Blume und den Hackergruppen…

600 Milliarden Geräte sind bereits in der neuen, smarten Stadt San Francisco mit dem CtoS verbunden und liefern ununterbrochen Informationen an den großen Konzern Blume, der diese zu seinem eigenen Vorteil nutzt, um Politiker zu erpressen und Menschen aufgrund ihrer Herkunft als potenzielle Gefahr einzustufen. Big Brother is watching you - digitale Schatten und die eigenen Fußabdrücke verfolgen einen - Untertauchen ist keine Option mehr…


Deswegen steigen wir auch mit Marcus in ein Server-Hauptgebäude ein um sein Profil zu löschen. Diese kleine Prüfung müssen wir erledigen um Dedsec beitreten zu dürfen. Ist dies erledigt und alle haben sich kennen gelernt, kann es auch schon losgehen zum Hackerspace, der sich unter einen Laden für Tabletop-Games befindet. Klingt besser, als jedes geheime Kuh-Level, oder?

Alles geht locker flockig von der Hand - heißt soviel, dass die Steuerung sehr intuitiv ist. Missionen können immer auf mehrere Arten erledigt werden. Entweder man schießt sich seinen Weg frei, welches aber ganz schön brenzlig werden kann - wenn sich die Sicht schon rot färbt und man ausharren muss, in der Hoffnung, dass nicht der nächste Gegner um die Ecke kommt. Oder Marcus geht ganz behutsam vor und schleicht sich hinein. Zur Not benutzt man den Jumper, der kleine Roboter auf zwei Rädern, der aber nur beschränkte Funktionen hat z.B. Menschen außer Gefecht setzen. Dies schafft man besser mit dem Elektroschocker von Marcus, welcher Wachmänner nach kurzer Zeit wieder aufstehen lässt. Etwas später ist es auch möglich mit einer Drohne Gebiete zu erkunden. Zur Not einfach seine Waffen am 3D-Drucker ausdrucken lassen oder den "Donnerball", welcher Marcus als Nahkampfwaffe verwendet, benutzen.

Nicht nur das, mit einem voranschreitenden Fähigkeiten-Baum, der durch mehr Follower befeuert wird, lassen sich immer neue Spielereien freischalten. Zum Anfang mag man vielleicht Leuten einen Elektroschock aus der Ferne mit einer gehackten Platine verschaffen, doch schon bald wird man Autos ferngesteuert bewegen können. Der Hackvorgang an sich hat sich nicht großartig zu seinem Vorgänger verändert - wie in einem großen Puzzle werden Kontaktstellen gedreht um den Strom hindurchfließen zu lassen, dabei müssen einige Stellen erst freigeschaltet werden oder die Zeit arbeitet gegen den Spieler.

Missionen sind abwechslungsreich und bieten einem immer wieder etwas Neues. Selbst das Autofahren oder in meinem Fall Motorradfahren ist einfach zu händeln und macht sogar Spaß. Da kann man sogar die Nebenmissionen schnell erledigen, die zum Beispiel aus dem Tapezieren von StreetArt bestehen können.

Teilweise werden liebevoll kleine Details in die Spielwelt eingebaut, die wirklich lebendig wirkt, während dann an einigen Stellen etwas rumgeschlampt wurde. Jammern auf hohem Niveau, aber der Copy&Paste Charakter des Tabletop-Shops ist mir negativ ins Auge gestochen. Der Spieler läuft so oft durch den Laden durch, da hätte man sich etwas mehr Mühe geben können. Wenigstens kann man Hunde streicheln - ist doch auch was!

Verstehen kann ich allerdings jeden Spieler, der sagt, dass Gamel wäre ihm zu kindisch. Im Vergleich zum ersten Teil ist Watch Dogs 2 sehr viel lockerer und nimmt sich selbst nicht ganz so ernst. Die Geschichte sorgt immer wieder für Überraschungen und legt gerne noch einen oben drauf. Dabei haben mich mindestens zwei Momente dermaßen gepackt, dass ich wirklich mitgerissen wurde. Mit der Crew auf ein Festival mit dem klanghaften Namen "Swelter-Skelter-Festival" zu gehen, war ebenfalls eine gelungene Abwechslung und das nicht nur wegen den Gürteltierwürstchen.

Wenn man sich die Zeit nimmt, haben die Charaktere durchaus eine interessante Hintergrundgeschichte. Sitara, die Künstlerin, die eine Botschaft senden möchte mit ihrem ganzen Verhalten, der schüchterne Wrench, der sich hinter seiner Maske versteckt, Josh, der grandiose Hacker mit Asperger-Autismus, der ruhige Horatio, der zeitweise auch für Nudle arbeitet - alles einzigartige Charaktere, neben Marcus, der zum Kopf der Gruppe mutiert. Leider findet man viele Infos über die Personen nur versteckt in Audio-Logs oder eben gar nicht. Hätte ich mir noch etwas mehr gewünscht.

Übertrieben wirken manchmal die Handlungen der Protagonisten. Fast schon wie in der Pubertät neigen sie zur Übertreibung und vernichten mal eben einen ganzen Film, weil ihnen der Trailer nicht gefallen hat. Nach Aufmerksamkeit wird stetig und ständig gesucht, welches uns ja wieder Follower und damit Skillpunkte einbringt.
Marcus kann in einigen unterschiedlichen Shops eingekleidet werden, die ihre Auswahl im Verlauf des Spiels etwas ausbauen. Ich mag so etwas.

Aktuelle Themen werden immer wieder aufgegriffen und das nicht nur im Bereich des Datenschutzes, bei dem Google mal gerne Nudle heißt. Sekten, der Umgang mit Transsexualität, der Konkurrenzkampf zwischen Universitäten, Shitstorms oder die gewissen Handlungen des CEO eines Pharmaunternehmens - viele Anspielungen und Themen unser heutigen Gesellschaft finden ihren Platz.

Playlisten, eigens von Sitara erstellt, sorgen für die richtige Stimmung in Missionen, aber auch im Auto geht wieder so einiges an Musik. Mithilfe einer App in unserem In-Game-Handy können wir Songs von Passanten klauen, genauso wie Energie und Geld, und sie für unsere eigenen Playlists verwenden. Von Classic, Rap, Pop bis hin zu vereinzelten Metal-Stücken ist alles vertreten. Die Synchronisation der Charaktere ist ebenfalls angenehm und passend.

Was bleibt noch zu sagen? Die Grafik ist ein Augenschmaus und die Atmosphäre hat mich komplett in seinen Bann gezogen. Eine Kleinigkeit habe ich dann aber doch noch vermisst - die Minispiele aus dem Vorgänger. Schade, dass wäre noch das Tüpfelchen auf dem i gewesen. Den Multiplayer finde ich nicht nur uninteressant, sondern recht nervig, wenn man eigentlich etwas anderes vorhatte, dann von jemandem gehackt wird und das somit den Spielfluss unterbricht - meh.

Fazit

Ein gelungenes, abwechslungsreiches Spiel mit verschrobenen, liebenswerten Charakteren und einer soliden Geschichte. Tolle Atmosphäre, die einige schöne Spielstunden beschert.